9. Juni 2020
IRENA: Wind- und Solarstrom schlagen im Kostenvergleich selbst günstigste Kohlekonkurrenten
Wind- und Solarstrom sind zunehmend günstiger als neue Stromkapazitäten von fossilen Brennstoffen. Zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA). Der Bericht «Kosten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien 2019» zeigt, dass mehr als die Hälfte der im Jahr 2019 zugebauten Kapazitäten aus Wind- und Solarstrom niedrigere Stromgestehungskosten aufweisen als die der günstigsten neuen Kohlekraftwerke.

Die Stromgestehungskosten für Photovoltaik sind seit 2010 um 82% gesunken, gefolgt von Solarthermischen Kraftwerken mit 47%, der Windenergie an Land mit 39% und der Windenergie auf See mit 29%. Bild: IRENA
Trend beschleunigt sich
Aus dem Bericht geht hervor, dass neue Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen zunehmend bestehende Kohlekraftwerke preislich unterbieten. Im Durchschnitt kosten neue Photovoltaik- und Windenergieanlagen an Land weniger als die Betriebserhaltung zahlreicher bestehender Kohlekraftwerke. Auktionsergebnisse deuten auf eine Beschleunigung dieses Trends hin, was für einen vollständigen Ausstieg aus der Kohle spricht. Der Bericht zeigt, dass der Betrieb von bis zu 1200 Gigawatt (GW) bestehender Kohlekapazitäten im nächsten Jahr teurer sein könnte als neue Photovoltaik-Grossanlagen.
1% des globalen BIP
Der Umstieg von den teuersten 500 GW Kohlekraftwerken hin zu Solar- und Windenergie an Land im nächsten Jahr würde die Stromsystemkosten jedes Jahr um bis zu 23 Milliarden USD senken. Gleichzeitig liessen sich so die jährlichen Emissionen um rund 1.8 Gigatonnen (Gt) Kohlendioxid (CO2) reduzieren, was 5% des gesamten weltweiten CO2-Ausstosses im Jahr 2019 entspricht. Es würde sich auch ein Investitionsanreiz in Höhe von 940 Milliarden USD ergeben, was etwa 1% des globalen BIP ausmacht.
Wirtschaftlicher Nutzen
„Wir haben eine Zäsur in der Energiewende erreicht. Neue Kohlekraftwerke und ein Grossteil der bestehenden Kohleverstromung sind sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich nicht mehr zu rechtfertigen“, so Francesco La Camera, Generaldirektor von IRENA. „Erneuerbare Energien kristallisieren sich zunehmend als günstigste Quelle für neue Stromkapazitäten heraus und bieten ein enormes Potenzial zur Ankurbelung der Weltwirtschaft und Schaffung von Arbeitsplätzen. Investitionen in erneuerbare Energien sind stabil, kosteneffektiv und attraktiv, bieten konsistente und kalkulierbare Renditen und nutzen der Wirtschaft insgesamt.“
Optimierte Technologien und Skaleneffekte
Die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien sind in den letzten zehn Jahren stark gesunken, was auf optimierte Technologien, Skaleneffekte, zunehmend wettbewerbsfähige Lieferketten und wachsende Erfahrungen in der Projektentwicklung zurückzuführen ist. Die Stromgestehungskosten für Photovoltaik sind seit 2010 um 82% gesunken, gefolgt von solarthermischen Kraftwerken mit 47%, der Windenergie an Land mit 39% und der Windenergie auf See mit 29%.
Auch die Kosten für Solar-und Windenergietechnologien sind im Vergleich zum Vorjahr weiter gesunken. Die Stromkosten für Solarstrom-Grossanlagen fielen 2019 im Jahresvergleich um 13% auf 6,8 Cent (0,068USD) pro Kilowattstunde (kWh). Bei Windenergieprojekten an Land und auf See wurde eine Senkung um ca. 9% auf 0,053 USD/kWh bzw. 0,115 USD/kWh verzeichnet.
Doppelt so viel Leistung mit 18% höherem Investitionsvolumen
Erstmals befasst sich der Jahresbericht von IRENA auch mit dem Investitionswert im Verhältnis zu den sinkenden Gestehungskosten. Mit demselben Investitionsvolumen, das heute für erneuerbare Energien eingesetzt wird, lässt sich mehr neue Kapazität zubauen als noch vor einem Jahrzehnt. Im Jahr 2019 wurden doppelt so viele erneuerbare Kraftwerkskapazitäten in Betrieb genommen wie 2010, wofür jedoch nur 18 Prozent mehr Investitionen erforderlich waren.
IRENA Bericht: Renewable Power Generation Costs in 2019
Text: IRENA