13. März 2023

Europa: Baut 2022 19 GW Windkraftleistung zu – zur Erreichung der Klimaziele muss Ausbau verdoppelt werden

Der europäische Windenergieverband Wind Europe hat die Zahlen zum europäischen Windenergiemarkt im Jahr 2022 veröffentlicht. Im vergangenen Jahr wurden in ganz Europa 19 GW Windkraftleistung neu errichtet, davon 16 GW in der EU. Im Vergleich zum Jahr 2021 stieg damit der Windkraftausbau in der EU um 46 Prozent.

Zubau Nach Ländern

Zubau von Windkraftleistung 2022 Onshore und Offshore nach Ländern. Bild: Wind Europe

Mit 16.7 GW entfallen 87 Prozent der im letzten Jahr zugebauten Windenergieleistung auf Onshore-Windparks und 2.5 GW auf Offshore-Windparks. Aufgrund der gestiegenen Kosten bei Windrädern um bis zu 40 Prozent brachen 2022 die Aufträge für neue Windkraftanlagen in Europa um 47 Prozent gegenüber 2021 auf 11 GW ein.

Deutschland vor Schweden und Finnland
Die meisten Windenergieanlagen wurden 2022 in Deutschland (2745 MW, davon 342 MW offshore), Schweden (2441 MW) und Finnland (2430 MW) errichtet. An vierter Stelle liegt Frankreich mit einem Zubau von 2070 MW Leistung, wovon 480 MW auf das Konto des ersten grossen Offshore-Windparks des Landes gehen, der 2022 in Betrieb genommen wurde. Es folgen das Vereinigte Königreich (1681 MW, davon 1179 offshore) und Spanien (1659 MW). Die Zahlen zeigen, dass der Windenergiezubau vor allem im Norden, Westen und Süden Europas stattfindet. Als einziges osteuropäisches Land kann Polen einen nennenswerten Windenergiezubau im Jahr 2022 aufweisen, mit einer neu installierten Leistung von 1517 MW belegt es den siebten Platz im Länderranking. In einigen kleinen Ländern, wie Zypern, Malta, Island und Schweiz, wurden 2022 keine neuen Windenergieanlagen in Betrieb genommen. Insgesamt verfügt Europa jetzt über eine installierte Windenergiekapazität von 255 GW.

Zubau 2013 2022

Entwicklung Zubau Onshore und Offshore von 2013 bis 2022. Bild: Wind Europe

Für den Zeitraum von 2023 bis 2027 erwartet Wind Europe einen Zubau von 129 GW Windenergieleistung in Europa, davon 98 GW in der EU.

Investitionsentscheidungen in die Windenergie eingebrochen
Mit 364 Mrd. kWh liegt der Anteil der Windenergie am Stromverbrauch in der EU derzeit bei 16 Prozent. Laut Europäischer Kommission soll dieser bis 2030 auf 43 Prozent ansteigen. „Aber in den nächsten fünf Jahren erwarten wir, dass der Zubau in Europa zurückgehen werden“, berichtet Pierre Tardieu, Verantwortlicher für Politik beim europäischen Windenergieverbands Wind Europe. Derzeit sind die Neuinvestitionen und die Aufträge für Windturbinen rückläufig. Die Aufträge für Windkraftanlagen sanken gegenüber 2021 sogar um 47 % auf 11 GW. Durch die hohe Inflation und die Schwierigkeiten in der Lieferkette sind die Windradkosten um bis zu 40 Prozent deutlich angestiegen. Die Entwickler von Windparks haben oft eine Einnahmebasis, die nicht entsprechend indexiert ist. Daher fordert Giles Dickson, Geschäftsführer von Wind Europe: „Die Regierungen müssen ihre Auktionspreise vollständig indexieren“, fordert Dickson. Die Eingriffe in die Strommärkte durch verschiedene nationale Regierungen hätten das Vertrauen der Investoren stark untergraben.

Zubau Szenarien

Windkraftzubau gemäss zwei Szenarien von Wind Europe. Bild: Wind Europe

Investitionsentscheidungen in die Windenergie eingebrochen
Mit 364 Mrd. kWh liegt der Anteil der Windenergie am Stromverbrauch in der EU derzeit bei 16 Prozent. Laut Europäischer Kommission soll dieser bis 2030 auf 43 Prozent ansteigen. „Aber in den nächsten fünf Jahren erwarten wir, dass der Zubau in Europa zurückgehen werden“, berichtet Pierre Tardieu, Verantwortlicher für Politik beim europäischen Windenergieverbands Wind Europe. Derzeit sind die Neuinvestitionen und die Aufträge für Windturbinen rückläufig. Die Aufträge für Windkraftanlagen sanken gegenüber 2021 sogar um 47 % auf 11 GW. Durch die hohe Inflation und die Schwierigkeiten in der Lieferkette sind die Windradkosten um bis zu 40 Prozent deutlich angestiegen. Die Entwickler von Windparks haben oft eine Einnahmebasis, die nicht entsprechend indexiert ist. Daher fordert Giles Dickson, Geschäftsführer von Wind Europe: „Die Regierungen müssen ihre Auktionspreise vollständig indexieren“, fordert Dickson. Die Eingriffe in die Strommärkte durch verschiedene nationale Regierungen hätten das Vertrauen der Investoren stark untergraben.

Pro Jahr müssten 31 GW Windkraftleistung zugebaut werden
Bis 2030 sollen in der EU 45 Prozent der gesamten Energieversorgung durch erneuerbare Energien bereitgestellt werden. Damit das Ziel erreicht werden kann, muss die Windenergie bis 2030 auf 440 GW ausgebaut werden. Derzeit stehen mit rund 205 GW nicht einmal die Hälfte dieser Leistung. „Die EU muss daher bis 2030 jedes Jahr 31 GW Windkraftleistung errichten“, fordert Dickson: „Das ist erreichbar, wenn Europa die Genehmigungsverfahren weiter vereinfacht, Investitionssicherheit wieder herstellt und erheblich in die Zulieferindustrie der Windenergie in Europa investiert.“ Derzeit erwartet Wind Europe für den Zeitraum von 2023 bis 2027 im EU-Raum allerdings nur einen jährlichen durchschnittlichen Zubau von 20 GW.

Produktionsprofil

Produktionsprofil der Windkraft in Europa nac Monaten. Bild: Wind Europe

Europäische Zulieferindustrie stärken
Die Covid-Pandemie und die noch immer nicht behobenen Schwierigkeiten in der Lieferkette haben deutlich gezeigt, wie wichtig eine heimische Zulieferindustrie ist. In den letzten Jahren hat allein die deutsche Windenergiebranche 70‘000 Arbeitsplätze verloren. „Die Lieferkette für Windenergie in Europa kämpft weiterhin mit geringen Mengen und inflationären Rohstoffkosten. Aber sie muss dringend wachsen: Europa hat nicht genug Fabriken, um alle neuen Turbinen zu bauen, die es braucht“, berichtet Dickson und fordert eine Unterstützung der europäischen Windindustrie und der heimischen Zulieferbranche.

Bericht Wind energy in Europe: 2022 Statistics and the outlook for 2023-2027 >>

Text: Suisse Eole, Quelle: Wind Europe