31. März 2020
Schweizer Investitionen in erneuerbare Energien im Ausland steigen stetig – über 80 % fliessen dabei in die Windenergie
Schweizer Energieunternehmen und institutionelle Anleger investieren weiterhin intensiv in erneuerbare Energien, bevorzugt im benachbarten Ausland. Die Jahresproduktion der erneuerbaren ausländischen Energiekraftwerke in Schweizer Hand beträgt bald 11.5 Mrd. Kilowattstunden Strom, das ist ein Anstieg um 70% verglichen mit 2016. In der Schweiz betrug der Zuwachs im gleichen Zeitraum nur neun Prozent. Über 80% der Investitionen im Ausland fliessen in die Windenergie. Während baureife Projekte in der Schweiz bis vor Bundesgericht bekämpft werden.

Die Jahresproduktion der erneuerbaren ausländischen Energiekraftwerke in Schweizer Hand verzeichnete verglichen mit 2016 einen Anstieg um 70%. In der Schweiz betrug der Zuwachs im gleichen Zeitraum nur 9%. ©Bild: Energie Zukunft Schweiz
Die Energie Zukunft Schweiz AG hat ihre Erhebung der Schweizer Investitionen in erneuerbare Energieanlagen aktualisiert: Seit der letzten Erhebung 2016 wuchs die ausländische, erneuerbare Produktionskapazität in Schweizer Besitz um fast drei Viertel. Alle Schweizer Kraftwerke im Ausland zusammen erzeugen jährlich bald 11.5 Mrd. Kilowattstunden Strom; 2.4 Mrd. Kilowattstunden befinden sich aktuell im Bau. Das entspricht rund einem Viertel des Stromverbrauchs in der Schweiz. Zum Vergleich: Die Stromproduktion aller Schweizer Kernkraftwerke zusammen betrug 2019 etwa 25 Mrd. Kilowattstunden. Investiert wird im Ausland hauptsächlich in die Windenergie: Über 80% der Gelder fliessen in diesen Sektor.
In der Schweiz haben bis jetzt Anlagen mit einer Jahresproduktion von insgesamt 7.6 Mrd. Kilowattstunden Strom aus neuen erneuerbaren Energien einen positiven Förderbescheid erhalten (Kleinwasserkraftwerke, Wind- und Solarkraftwerke, Biomassekraftwerke); dies entspricht einem Wachstum von nur 9% seit dem Jahr 2016. 3.1 Mrd. Kilowattstunden der 7.6 Mrd. Kilowattstunden Produktionskapazität in der Schweiz sind noch nicht gebaut.

Die jährliche Energieproduktion der Anlagen, die von Schweizer Unternehmen im Ausland gebaut wurden (nach Unternehmen). Bild: ©Bild: Energie Zukunft Schweiz Die jährliche Energieproduktion der Anlagen, die von Schweizer Unternehmen im Ausland gebaut wurden (nach Unternehmen). Bild: ©Bild: Energie Zukunft Schweiz
Deutschland vor Frankreich und Italien
Die deutliche Mehrheit der «Schweizer» erneuerbaren Energiekraftwerke steht in den Nachbarländern Deutschland (29% der Anlagen), Frankreich (28%) und Italien (21%). Dies sind alles Länder, mit denen die Schweiz bereits heute intensiven Stromhandel betreibt und die gut ans Schweizer Stromnetz angeschlossen sind. Die Kraftwerke ersetzen mehrheitlich fossile Kraftwerke (z.B. Stein- und Braunkohle), und tragen so dazu bei, die europäische Stromproduktion sauberer zu machen.

Der Grossteil der Investitionen floss in die Windenergie, alle anderen erneuerbare Energien sind dagegen marginal. ©Bild: Energie Zukunft Schweiz Der Grossteil der Investitionen floss in die Windenergie, alle anderen erneuerbare Energien sind dagegen marginal. ©Bild: Energie Zukunft Schweiz
Hohes Potenzial für Wind-Winterstrom bleibt noch weitgehend ungenutzt
Schweizer Energieunternehmen und institutionelle Anleger investieren in erneuerbare Energieanlagen im Ausland, weil sie dort deutlich bessere Rahmenbedingungen vorfinden als in der Schweiz. Obwohl auch in der Schweiz gemäss dem Windkonzept 2019 des Bundes rund 7% des Stromverbrauchs mit Windenergie bereitgestellt werden könnten, liegt dieses Potenzial aufgrund von Einsprachen, mehrheitlich von Einzelpersonen und kleinen Gruppierungen, weitgehend brach. Auch wenn sich über 80% der Standortgemeinden für konkrete Projekte aussprechen, werden diese fast ausnahmslos bis vor Bundesgericht bekämpft. Dabei würde die Windenergie, dank ihrer Bereitstellung von wertvollem Winterstrom, die Solar- und Wasserkraft bestens ergänzen. Investoren wünschen sich zur Erhöhung der Planungssicherheit daher bessere rechtliche Rahmenbedingungen in der Schweiz, damit auch im Inland mehr Projekte umgesetzt werden können.